Die
Nervenanspannung war umso größer als es insgesamt am Freitag in der Finalqualifikation
bei Stefanie Görlich und Ihren Ponies nicht so berauschend lief. Mit dem
letztjährigen Dritten, dem ebenfalls bayrisch gezogenen Rappschimmelhengst
Pantani erreichte Sie zwar direkt das Finale, der spätere Bundeschampion hatte
aber einen Flüchtigkeitsfehler und musste ins kleine Finale am Samstag. Dort
steigerte sich das Paar und sicherte sich mit dem 3. Platz den Einzug ins
Finale.
Im Finale
zeigte Stefanie Görlich wieder Ihre Klasse. Auch mit Ihrem „Zweitpferd“, dem
wunderhübschen galopp- und springgewaltigen Rappschimmelhengst Pantani
absolvierte sie eine Runde die ästhetisch auf höchstem Niveau war. Leider
touchierte Pantani am vorletzten Sprung unmerklich die Stange. Trotz Punktabzug
wurde er Achter. Als letzte Starterin ließ die warme Septembersonne den
Palominowallach golden glänzen und Sie sicherten sich mit einem perfekten Ritt
erneut den Titel mit der Wertnote 8,5.
Für Ihr
drittes Pony, dem 5 jährigen ausdrucksstarken Deckhengst Dow Jones ebenfalls
von Douglas, kam das Bundeschampionat laut Aussage des Besitzers und Züchters
Gerhard Assmann ein paar Monate zu früh. Er hält Dow Jones sogar für noch
besser als seinen Bruder, den Bundeschampion. Am Sprung ließ er ebenfalls seine
Klasse aufblitzen. Dazwischen zeigen sich noch Abstimmungsprobleme.
Insgesamt
war es wieder ein fast totaler Erfolg für das Team Stefanie Görlich und der
Zuchtstätte Assmann aus dem Westallgäu.
Umso höher
ist dieses zu bewerten, da alle „Produkte“ selbst gezogen bzw, von eigenen
Hengsten stammen und diese von Stefanie Görlich ausgebildet und vorgestellt
werden.
Bundesweit
sollte dieser erneute Erfolg Anlaß geben, daß die norddeutschen Springponyzüchter
sich auch mal bemühen sollten die Genetik des so überragenden
Springponyvererbers Douglas (Vater von Douglas Junior und Dow Jones) zu nutzen.
Einige
„kritische“ Bemerkungen zu Bayrischen Ponyzucht…..
Aus
aktuellem Anlass wurde ich gebeten mein Erfolgskonzept darzulegen bzw.
Erklärungen/Situationsbeschreibungen abzugeben, was es mit der bayrischen
Reitponyzucht und dem Reitponysport so auf sich hat.
Mir ist
durchaus bewußt, daß wenn ich konstruktiv kritisiere auch kritisiert bzw. als
arogant eingeschätzt werde. Aber als Tierarzt, Züchter und Naurwissenschaftler
geht es mir nur um die Sache, nicht um Einfluß, Politik oder Personen.
Versucht
man so etwas komplexeswie ein Pferd/Pony im Reitsport systematisch zu
analysieren, gibt es drei Ebenen oder Komponenten:
1.) Zucht / Genetik / Züchter / Zuchtorganisation
/ Zuchtveranstaltungen
2.) Aufzucht / Ausbildung / Ausbilder
3.) Reiter / Training / turniersportlicher Aufbau
/ Management / medizinische Betreuung
Zu 1:
Gerade in der Zucht hinken bzw. erzielen wir keinerlei Fortschritt. Wie ist das
geschehen?
Als
Nachzuchtgebiet mit einer geringen aktiven Stuten- und Fohlenzahl von 40-50
kann man schlecht Selektion bzw. systematische Zucht betreiben. Züchter, die
mehrere Stuten besitzen und die über mehrere (Pferde)Generationen züchten kann
man an einer Hand abzählen. Das Stutenmaterial besteht zum Teil aus nicht
durchgezüchteten Muttertieren, die wenn es hochkommt gerade mal eine
Stutenleistungsprüfung absolviert haben.
Es gibt
daher in Bayern vielleicht 10-20 zuchtfähige Stuten. Der Versuch durch Einkauf
von Zuchttieren aus den Norddeutschen Hochzuchtbetrieben (Weser-Ems, Rheinland)
scheitert oft, da meist nur zweitklassiges Material abgegeben wird.
Norddeutsche Hengste passen oft nicht auf unsere Stutenpopulation. Unsere
Stutengrundlage ist noch sehr inhomogen – kleine – große zum Teil noch sehr
viel Welsh geprägt.
Die
züchterische Betreuung durch den Bayrischen Kleinpferdezuchtverband war gleich
null. Durch Mitarbeit in einigen Gremien dieses Verbandes kann ich gut
beurteilen, daß 95% aller Aktivitäten nur auf Machterhaltung von bestimmten
Personen (gruppen) abzielten. Außer Satzungsänderungen, den Versuch von
Ausschlüssen unangenehmer Personen und Fehlinformationen lief da nichts. Auch
wurden den Züchtern bewußt und vorsätzlic Informationen vorenthalten. Der Vater
Douglas des Bundeschampions und von Dow Jones ist schon seit Jahren nicht als
im bayrishen Hengstbuch I eingetragener Hengst bei der FN gemeldet. Dadurch
erscheint der Hengst nicht im Jahrbuch Zucht und Sport.
Bis heute
ist der Sieg von 2004 nicht auf der Homepage geführt.
Bei der
Veröffentlichung der erfolgreichsten Sportponies wurden zuerst falsche Zahlen
vorgelegt bzw. solange zurückgehalten bis es zeitmäßig nicht mehr zur
Veröffentlichung in Ihrer Zeitung gereicht hat.
In den
letzten 10 Jahren hat es keine Nachzuchtschauen gegeben. Der Zuchtleiter hat es
jahrelang nicht nötig auf die wichtigste Nachzuchtschau nämlich das
Buneschampionat zu fahren. Die neu eingestellte Geschäftsführerin Frau
Buschfeld reist am Samstag vom Bundeschampionat wieder ab. Versuche Auswahlgremien
zu bilden und potentielle Kandidaten zu beraten und zu begleiten, scheiterten
bzw. wurden mit Personen besetzt, die befangen sind und kein Vertrauen bei den
Besitzern finden.
Als Antwort
auf diese mangelhafte Betreuung wurde der Verband der Deutschen Reitponies in
Bayern integriert im Kleinpferdeverband gegründet.
Der
„Rasseverband“ und der Regionalverband der Ponyzüchter in Oberbayern sind
inzwischen aus dem Kleinpferdeverband ausgetreten. Hier bündeln sich inzwischen
alle aktiven Züchter. Ende August wurde dort ein Fohlenchampionat bei der
Familie Urban mit 38! Reitponyfohlen abgehalten.
Zynisch
muss ich sagen, trotz des bayrischen Kleinpferdezuchtverbandes habe ich diese
Erfolge. Er hat nichts dazu beigetragen. Viele Züchter haben sich entmutigen lassen
und züchten nicht mehr. Eine systematische Springponyzucht gibt es auch
bundesweit nicht.
Vermarktungstechnisch
werden schwerpunktmäßig eher Dressurponies gezüchtet. Dies ist deutlich
leichter (auch leichter zu erkennen) und die Vermarktung kann 2-3 Jahre früher
einsetzen. Auch die erzielten Erlöse sind in Relation deutlich höher.
Viele
Produkte im Sport stellen Zufallsprodukte dar. Züchterische Endprodukte oft aus
Holland und Irland reel über Maß. Es gibt kaum eine kontinuierliche Zucht über
viele Pferdegenerationen. Die Regel ist viel mehr, daß bedingt durch die
reitenden Kinder über einige Jahre gezüchtet, dann aber damit aufgehört wird.
Zu 2: Der
nächste wichtige Schritt ist die Aufzucht, das Erkennen und die Ausbildung von
Springponies. Hier gilt das Prinzip Zufall. Hat der Aspirant Glück und landet
nicht nur als Freizeitpony auf der Koppel sondern wird erkannt.
Es fehlen
größen- und gewichtsmäßige echte „Profiausbilder“. Gute Ponies die sich
anbieten werden oft schon drei- und vierjährig verheizt und sauer gemacht.
Selbst 15-16 jährige Kaderkinder sind reiterlich und interlektuell noch nicht
so weit um Springponies auszubilden, geschweige denn willens. Sie und Ihre
Eltern wollen nur Erfolge im „großen Sport“.
Von daher
genießen meine Ponies auch Sonderkonditionen mit so einem Talent wie Stefanie
Görlich. Den Ponies wird vielZeit gegeben. Dressurmäßige Grundlagen, kaum
gesprungen, Psyche beachtet, d.h. merken wir daß ein Pony neue Eindrücke
(Stallzelt, Zuschauer, Springfehler) noch nicht verarbeitet hat bekommt er
Zeit. Der 5 jährige Hengst Dow Jones z.B. wird erst 8 jährig geistig soweit
sein sein ganzes Potential auszuschöpfen. Er ist so ratten vorsichtig, daß es
aussieht als wäre er „geballert“.
Apropos
„barren“: wir sehen schon immer wieder Ponies, die laufen 1-2 Springen gut dann
wieder nicht und das von namhaften Trainern betreut. Unsere Ponies sind reel
ausgebildet. Stefanie nutzt immer wieder Turniere nicht um zu gewinnen, sondern
um die Ponies mit neuen Eindrücken zu konfrontieren. Schon am Anfang des Jahres
wissen wir an welchen Turnieren wir teilnehmen. Die Mutter von Stefanie Görlich
ist die Managerin im Hintergrund. Sie fährt auch den Transporter. Ohne Sie wäre
dieser Erfolg nicht möglich. In Ihr steckt viel Sachverstand, obwohl sie selbst
nicht reitet. Mir tun meine Ponies jetzt schon leid, wenn sie jetzt in andere
Hände kommen. Könnte Stefanie Görlich altersbedingt noch Ponyspringen reiten,
wäre ich mir sicher, daß alle drei Ponies in 2-3 Jahren auf der
Europameisterschaft starten würden.
Dow Jones
ist nicht verkäuflich.
Zu 3:
Reiterliche Komponenten
Der Spruch:
“Es kommen viele talentierte Pferde/Ponies zur Welt, aber wenig talentierte
Reiter!“ ist leider nur zu wahr. In der Springponyszene werden geradezu
systematisch gute ja extrem gute Ponies hingerichtet. Angetrieben on
kapitalschweren Eltern, die eigene Erfolgsdefizite mit den Erfolgen von
gekauften Cracks kompensieren wollen, kommen „talentfreie“ Kinder leider
relativ weit. Da werden jedes halbe Jahr die Ponies getauscht. Die Fixierung
auf Kaderzugehörigkeit ist falsch. Die Effekthascherei durch immer höhere
Abmessungen vor allem bei großen Championaten ist falsch.
Die
Ponyreiterei hat drei Ziele für mich:
1.) Die Kinder sollen den Respekt vor dem
Lebewesen Pony lernen. Es ist kein Sportgerät, kein Scheiss Bock, das man
einfach wieder austauscht wenn es nicht mehr funktioniert.
2.) Technisch und mit Verstand reiten lernen
heißt aber auch die Ausbildungsskala verstehen und anwenden können.
3.) Das Ponyreiten dient also der Vorbereitung,
quasi Durchgangslager für den Erwachsenensport, der moralisch-ethischen
Schulung (Bescheidenheit, Ehrlichkeit, Sportsman und Horsemanship). Kinder die
sich nicht um ihre Ponies sorgen (misten, putzen, pflegen) geben geben diese
herz- und hirnlosen Erwachsenenspringreiter ab.
In
Bezugnahme auf ein Interview mit dem Bundestrainer Herrn Teuwer verurteile ich
die Tendenz im Ponyspringsport, in dem immer höhere Anforderungen an die Ponies
gestellt werden. Es kann nicht sein, daß die Kinder schlichtweg Angst vor den
inzwischen kolossalen Ausmaßen der Hindernissen haben. Es kann auch nicht sein,
daß bei großen auch internationalen Championaten vielen – zu vielen – Ponies
der Zahn gezogen wird und diese dann nie mehr anschließend springen. Die
Selektion darf nicht über Höhe (Masse) sondern über Distanzen und Linienführung
(Klasse) stattfinden. Sonst müssen wir die Größe der Ponies heraufsetzen.
Bezeichnenderweise
haben die deutschen Springponyreiter in den letzten Jahren keinerlei Erfolge
mehr erritten. Gerade die ausländischen Ponies sind fast alle über Maß.
Als Tierarzt
tun mir auch viele Ponies leid, weil sie auch falsch tiermedizinisch und
physiotherapeutisch betreut werden. Echte Sportmedizin dient dazu die
Leistungsfähigkeit langfristig zu erhalten und nicht nur wieder mit
irgenwelchen Schmerzmitteln die Probleme zu übertünchen. Gerade die
Ponyathleten brauchen Regeneration,
Koppelgang, sozialen Kontakt. Sie müssen Spaß an der Arbeit haben.